Während der IGMEDT 2019 (Internationale Ganzheitsmedizinische Tage in Wien) hielt informierte Frau Dr. Claudia Friesen einen spannenden und aufschlussreichen Vortrag über den aktuellen Stand der Methadon-Forschung und -Anwendung.
Sie betonte, dass das Methadon–Razemat anzuwenden sei. Konkret solle es wie folgt rezeptiert werden:
D, L-Methadon-Rezeptur
- D-L-Methadonhydrochlorid 1,0 g (1% Lösung)
- Kaliumsorbat 0,14 g
- Zitroneensäure wasserfrei 0,07 g
- Aqua purificata ad 100 ml
In einer Tropfflasche ist es am besten dosierbar, dabei entsprechen 20 Tropfen = 1 ml = 10 mg D, L-Methadon. Die Einnahme erfolgt 2 Mal täglich. Eine Wirkung ist ab 2×20 Tropfen (2×10 mg) festzustellen, 2 Mal 35 Tropfen (2×17,5 mg) täglich sind eine gute Zieldosis. Zum Vergleich: In der Drogen-Substitutionstherapie erhalten Abhängige bis zu 2×600 Tropfen pro Tag.
Bei Beachtung einiger Regeln sind die Nebenwirkungen vernachlässigbar gering.
Frau Dr. Friesen betonte, dass
- D,L-Methadon nicht mit Opiod-Antidota wie Naltrexon oder Naloxon eingenommen werden darf
- die parallele Einnahme anderer Opioide streng zu meiden ist
- Cannabinoide ebenfalls nicht eingenommen werden sollten
Tumor-Patienten, die unter Schmerzen leiden sollten nun aber nicht denken, dass Opioide ersatzlos gestrichen werden: Methadon ist ein hervorragendes Schmerzmedikament.
Frau Dr. Friesen betonte, dass Methadon als Zusatztherapeutikum zu Chemo- und Strahlentherapie zu verstehen ist. Es wirkt in den gezeigten Tierstudien potenzierend auf zuletzt genannte Therapien. Interessanterweise war eine deutliche Wirkversteigerung der Chemotherapie-Wirkung auch dann zu beobachten, wenn nur eine deutlich reduzierte Dosis des Chemotherapeutikums verabreicht wurde. Dies ist – bezogen auf den Menschen – in all jenen Fällen von Relevanz, in denen Patienten, aus Gründen der allgemeinen Schwäche z.B., nur eine Dosis-reduzierte Chemotherapie erhalten können.
Voraussetzung für die Wirksamkeit von Methadon ist das Vorhandensein von Opioidrezeptoren. Tumore, die Opioidrezeptoren in ausreichender Zahl tragen und somit mittels Methadon unterstützend behandelt werden können sind maligne Tumore der/des:
- Brust
- Pankreas
- Prostata
- Dickdarms
- Leber
- Magens
- Ovars
Frau Dr. Friesen stellte 3 Patienten aus dem Publikum vor, die als lebende Beispiele für die Wirksamkeit der Methadon-Therapie am Menschen dienten. Zudem stellte sie eine Vielzahl von sehr interessanten Fällen per Powerpoint-Präsentation vor.
Interessant war in einem Fall die Wirksamkeit der lokalen Anwendung von Methadon gegen Hautmetastasen eines malignen Melanoms. Dr. med. Hans-Jörg Hilscher fand zudem heraus, dass die Kombination von Methadon mit MTX zu einem deutlichen Rückgang von malignem Aszites führt, sodass Punktionen teilweise überflüssig werden.
Methadon ist kein Wundermedikament, es kann die Wirkung von Chemotherapeutika aber deutlich potenzieren, bei allgemein hervorragender Verträglichkeit. So gelingen dann in einigen Fällen doch Wunder durch den Einsatz von Methadon.
Für ihren Mut und Ihre Standfestigkeit danke ich ihr im Namen aller Patienten, denen sie einen unermesslichen Dienst erweist. Die Teilnehmer des Kongresses waren zum Abschluss des Vortrages sichtlich bewegt und applaudierten lange im Stehen.